Stammtischgerede
Ich war eine Weiße in Afrika. Unter tausenden Schwarzen war ich eine der wenigen Weißen. Ich kam in ein fremdes Land. Allein. Als Frau. Ich habe viel Zeit in Gegenden verbracht, in die Weiße eigentlich keinen Fuß setzen. Babys fingen manchmal an zu weinen, weil sie noch nie einen weißen Menschen gesehen hatten.
Ich war für afrikanische Verhältnisse eine wohlhabende weiße Frau. Ich war unter Menschen die nichts haben, weniger als Nichts.
Ich kam als Fremde. Ich ging als Freundin. Wo ich auch hin kam, die Menschen haben mich freundlich aufgenommen, waren interessiert an mir. Stellten viele Fragen, wollten Vieles wissen. Haben mir von ihren Leben erzählt. Was sie erlebt hatten, woher sie kamen, was ihre Wünsche und Träume sind. Ihre Sorgen, ihr glücklichen Momente. Sie haben mir ihre Familien vorgestellt. Haben mich aufgenommen in ihre Gemeinschaft, in Familien. Haben für mich ihre traditionellen Kleidungen genäht und mir geschenkt, um mir zu zeigen, du bist jetzt eine von uns.
Haben mich eingeladen in ihre dreckigen Blechhütten, in denen es oft nichts gab als eine Strohmatte. Wir saßen auf dem lehmigen Boden, im Dreck, Kinder haben um uns herum gespielt, im Dreck. Wir waren glücklich, haben uns gut unterhalten, gelacht, gegessen, getrunken.
Ich war eine wohlhabende Weiße unter armen Schwarzen. Ich war außergewöhnlich, denn dort wo ich war, kommen keine Weißen hin. Und ich war willkommen. Immer. Mit offenen Armen wurde ich in Familien aufgenommen und niemals, wirklich niemals hatte ich Angst. Nie wollte mir jemand etwas Böses, hat versucht mich auszurauben und mir körperlich nahe zu kommen. Bis auf die unzähligen Umarmungen. Die herzlichen, warmen Umarmungen, die mir zeigten, ich bin willkommen. Es gab keinen Neid, keine Habgier, keine Eifersucht, nur viele herzliche Umarmungen, lachende Gesichter.
Ich war eine Weiße unter Schwarzen. Und ich habe mich nie unwillkommen gefühlt.
Als einzige Weiße unter Schwarzen.
Seit einer Weile bin ich zurück in Deutschland. Und ich habe mich langsam eingewöhnt. Aber ich bin erschrocken, schockiert, entsetzt. Was passiert hier? Was hat sich in der Zeit in der ich weg war verändert?
Vielleicht hat sich gar nichts geändert und ich bin es die sich verändert hat.
Aber mein Gefühl sagt mir, hier passiert etwas, mit dem ich ganz und gar nicht klarkomme.
Ich höre den Menschen um mich herum zu. In Restaurants, Kneipen, auf Straßenfesten. Und ich spüre zuviel Hass. Ich höre Parolen, ich höre wie Menschen sagen, raus mit den Flüchtlingen. Deutschland ist viel zu multi-kulturell. Zuviele Ausländer, alles Verbrecher. Die vergewaltigen unsere Frauen, leben von unserem Geld, sind faul und nehmen uns nur aus. Ich höre, dass Menschen die AfD wählen und stolz darauf sind.
Ich möchte mich gerne einmischen, den Leuten meine Meinung aufzwingen, sie zwingen ihr Gehirn zu benutzen, sie zwingen von ihrer Meinung abzulassen. Aber das kann ich nicht. Meinungsfreiheit. Und das ist ja auch gut so. Aber um Himmels willen, denkt doch nach! Überlegt bevor ihr redet. Informiert euch richtig bevor ihr urteilt.
Es erschüttert mich. Was um mich herum passiert, es erschüttert mich. Es wird pauschalisiert. Alle Flüchtlinge sind gleich, Alle müssen weg. Sie vergewaltigen und sind kriminell. Himmel Herrgott nochmal. Nein. Nicht alle Flüchtlinge sind so, nicht alle Ausländer sind so. Man kann doch nicht alle Menschen einer Herkunft über einen Kamm scheren. Ja, es mag den ein oder anderen Flüchtling geben, der gewalttätig gegenüber einer Frau war. Und dafür muss er bestraft werden. Das ist aber unabhängig der Herkunft. Jeder der gewalttätig gegenüber anderen Menschen ist, muss bestraft werden. Aber deswegen kann man doch nicht alle Flüchtlinge gleichsetzen. Es gibt Straftäter in jedem Land dieser Erde. Es ist zu Übergriffen gekommen in Deutschland, aber in Anbetracht der Anzahl der Flüchtlinge in Deutschland, ist das eine sehr geringe Anzahl Krimineller. Aber jeder Fall wird dann von der Presse so hochgepuscht, dass es tagelang Gesprächsthema bleibt. Ich würde mir wünschen, dass man auch all den anderen Opfern in Deutschland mal soviel Aufmerksamkeit schenkt. Kindern und Frauen, die von Verwandten und Nachbarn sexuell genötigt werden, die geschlagen und misshandelt werden.
Diese Zahl geht ins unermessliche.
Und nicht zu vergessen, all die deutschen Männer, die ins Ausland gehen um sich dort an Frauen und Kindern zu vergehen. Weil die Frauen und Kinder in den armen Ländern dieser Welt keine Wahl haben, als sich billig an hässliche, dicke, alte, deutsche Versager zu verkaufen.
Ich habe das selbst erlebt, oft. Ich kenne viele Geschichten, zwei davon gebe ich hier an euch weiter.
Ich habe in die ersten vier Wochen in einer WG gelebt in der sich auch ein älterer Deutscher einquartiert hatte. Ein Freund meines Vermieters. Fast täglich sind Prostituierte in seinem Schlafzimmer ein- und ausgegangen. Für ein paar Euro. Er hat geprahlt wenn er es mal geschafft hatte, zwei Schwestern gleichzeitig für wenig Geld sexuell zu nötigen.
Diese Frauen hatten keine Wahl, denn irgendwie mussten sie und ihre Kinder überleben.
Ekelhaft. Abscheulich. Ein Deutscher.
Ein Freund von mir nahm mich eines Tages mit zu seinem Cousin. In einem Wohnviertel ganz in meiner Nähe. Ein nettes Haus mit Pool. Als ich sah, wer dort wohnte war ich sprachlos. Ein alter Deutscher zusammen mit mindestens 6 jungen, hübschen schwarzen Männern. Und mit jung meine ich, zwischen 15 und 25. Als wir wieder gingen habe ich meinen Freund befragt und er hat bestätigt was ich schon vermutet hatte.
Diese Jungs sind seine Sexsklaven. Sie dürfen bei ihm wohnen und essen, im Gegenzug müssen seinen sexuellen Gelüsten zur Verfügung stehen.
Sie hatten keine Wahl, es waren Flüchtlinge aus Simbabwe, die nicht mal eine Blechhütte hatten. Sie mussten überleben.
Ekelhaft. Abscheulich. Ein Deutscher.
Ich wurde in Afrika willkommen geheissen. Freundlich, warmherzig. Nicht einmal hat mich jemand verurteilt, nicht einmal habe ich gehört wie alle Weißen über Kamm geschoren wurden. Es hieß niemals, raus mit den Weißen. Die vergewaltigen unsere Frauen.
Vielleicht lässt sich das nicht zu hundert Prozent vergleichen, sicher nicht. Aber ich war eine Fremde in ihrem Land, nahm einen ihrer Jobs an, lebte in einem netten Bungalow. Niemals kam mir eine Welle des Neides oder Hasses entgegen.
Ja, wenn man in ein fremdes Land kommt und dort lebt, dann muss man sich anpassen. Bis zu einem gewissen Grad. Ich musste mich auch anpassen. Musste mich mit vielen arrangieren und musste mit vielem leben, was nicht zu meinen Werten passt. Aber so ist das nun mal wenn man in ein fremdes Land geht.
Das dauert aber manchmal ein bisschen, das geht nicht von heute auf morgen. Aber mit der Zeit geht es. Man arrangiert sich. Man lernt friedlich nebeneinander zu leben.
Wer Böses tut, muss bestraft werden, egal welche Herkunft und Hautfarbe.
Aber kann man denn wegen einiger, weniger, alle Menschen einer Nationalität verurteilen und verabscheuen?
Ich höre immer wieder Stimmen, es wird immer schlimmer, immer mehr Ausländer, immer multikultureller. Die können sich nicht benehmen. Sind laut, riechen anders, benehmen sich anders.
Aber ist das denn was Negatives? Macht das nicht eine tolle Nation aus, multikulturell zu sein. Von einander zu lernen.
Ist denn immer die deutsche Lebensart die Richtige? Mit Sicherheit nicht.
Flüchtlinge kommen in unser Land. Menschen die Schlimmes erlebt haben. Und wir sind so reich. Wir können es uns doch erlauben anderen Menschen zu helfen.
Diejenigen die ich jammern höre, die leben alle in einem Haus. Gehen in Urlaub, haben einen Job und genug zu essen, fahren alle ein eigenes Auto und es geht ihnen absolut gut.
Mit Sicherheit läuft organisatorisch einiges nicht optimal und ist verbesserungswürdig. Aber diese Situation ist neu für uns. Wir müssen uns daran gewöhnen, auch die Politiker. Vielleicht muss man etwas Geduld haben und ihnen die Chance geben, alles besser zu machen.
Aber statt Helfer und Hilfsorganisationen die Alles tun um zu helfen, zu verklagen, sollte man die Menschen, die alles verloren haben, ihr Leben aufs Spiel setzen um in ein besseres Leben zu kommen, einfach mal willkommen heissen und versuchen, ihre Erlebnisse zu verarbeiten.
Vielleicht sollten wir aufhören mit unserer Angst, dass uns jemand etwas wegnimmt.
Stattdessen versuchen diese Menschen kennenzulernen. Zu erfahren warum sie kommen, woher sie kommen, was sie dazu treibt, ihre Heimat zu verlassen und mit nichts als ihrer Kleidung am Leib hier ankommen.
Vielleicht sollten wir uns die Mühe machen ihre Kultur kennenlernen. Ihre Traditionen. Ich denke, es lohnt sich.
Ich war eine Weiße unter Schwarzen. Ich weiß, wie es sich anfühlt wenn man anders aussieht, anders riecht, sich anders anfühlt und sich anders benimmt. Ich stand auf der anderen Seite. Auf der Seite, auf der momentan in Deutschland viele Menschen stehen.
Ich wurde willkommen geheissen und ich bin sehr dankbar und froh darüber. Es hat Alles einfacher gemacht. In einem fremden Land, allein, da ist es soviel wert, wenn man das Gefühlt hat, willkommen zu sein. Glaubt mir, es ist schwer genug, allein, weit weg von Familie und Freunden, in einem Land das so ganz anders tickt. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre nicht willkommen gewesen und man hätte es mich spüren lassen, ich wäre ganz schnell wieder nach Hause geflogen. Aber ich hätte die Wahl gehabt und hätte nach Hause fliegen können. Unsere Flüchtlinge können das nicht.
Vielleicht macht das unsere Nation aus. Unsere multi-kulti Nation. In der Frauen und Männer gleich sind, in der jeder seine Sexualität frei ausleben kann, in der jeder einen freien Glauben leben kann und Meinungsfreiheit herrscht.
Vielleicht ist Deutschland genau deswegen so toll. Und wir sollten stolz darauf sein, in welch tollem Land wir leben. Und wir sollten nicht nach Außen ein Deutschland zeigen, das in Fremdenhass ertrinkt. Wir sollten stolz darauf sein, dass wir soviel erreicht haben, dass wir mit anderen Menschen teilen können, Menschen denen es momentan nicht so gut geht und die Alles verloren haben.
Wir sollten stolz darauf sein, in einem Land zu leben, dass alle Menschen als gleich betrachtet.
Macht dieses Bild nicht kaputt. Verurteilt nicht und gebt jedem eine Chance.
Überlasst nicht dem Hass das Kommando. Seid glücklich und gönnt doch jedem die gleiche Chance aufs Glück.
Ich bin froh, dass es viele Menschen gibt, die meine Meinung teilen. Und ich hoffe, am Ende zeigt sich Deutschland so, wie es sein sollte, hilfsbereit und mit Mitgefühl.
Schwarze Schafe gibt es in jeder Hautfarbe.
Aber Multi-Kulti ist was Gutes, glaubt mir.
Und jetzt mal ehrlich, wer hat schon Bock auf ständig Schnitzel und Sauerkraut?